Beschreibt man einem Außenstehenden Holacracy, entsteht schnell der Eindruck, es handelte sich um ein sehr nüchternes System mit starren Regeln. Dass dies eigentlich nur den Rahmen für eine sehr lebendige Organisation bildet, erkennt man erst auf den zweiten Blick, wenn man schon mittendrin steckt. Im zweiten Teil der LinkedIn Artikelserie #ONTECinside #Holacrazy möchte ich euch daher erzählen, wie es mir damit gegangen ist, nach meiner Karenzzeit wieder in mein Unternehmen und in ein für mich völlig neues Organisationssystem zurückzukommen.
Eine Vorahnung
„Holacracy? Was haben die sich denn da jetzt schon wieder ausgedacht?“ Das ungefähr war meine Reaktion, als mir ein Freund und Arbeitskollege von dem neuen Organisationssystem erzählte, das in unserem Unternehmen eingeführt werden sollte. Zu diesem Zeitpunkt befand ich mich noch in Karenz und blickte nun etwas irritiert auf meine baldige Rückkehr an meinen Arbeitsplatz. So wie mein Freund mir das System schilderte, stellte ich mir eine immens komplizierte Organisation vor, mit unendlich vielen Meetings aber ohne wirkliche Veränderungen für das Unternehmen. Ein Marketing-Gag halt.
Die Rückkehr
Dann kam er, der Tag meiner Rückkehr, im Sommer 2020 während der Corona-Krise. Ich wanderte also direkt von der Karenz ins Home-Office und versuchte, mich in meiner neuen Arbeitswelt zurechtzufinden. Es gab tatsächlich viele Meetings, die nach einem strikten Ablauf organisiert waren, den ich zunächst einmal erlernen musste. Außerdem hatte auf einmal jeder im Unternehmen eine „Rolle“ mit eigenem Verantwortungsbereich und „Accountabilities“. Meine Aufgabe war es, die Marketing-Rollen auszufüllen. Überhaupt war zu Anfang noch alles ein wenig unübersichtlich. Was für Rollen gibt es überhaupt? Zu wem gehe ich mit welchen Anliegen? Und wer erklärt mir eigentlich dieses System?
Der Nebel lichtet sich
In meinem ersten Meeting nahmen sich meine Kollegen sehr rücksichtsvoll die Zeit, jeden Schritt zu kommentieren und kurz zu erklären. Das trug dazu bei, dass die Struktur schnell klarer wurde. Während ich an den ersten Holacracy-Meetings noch eher zuhörend teilnahm, diskutierte ich schon bald leidenschaftlich mit und brachte eigene Themen auf die Agenda. Ich begann meine eigenen Rollen so zu gestalten, dass sie einerseits meiner Arbeitsrealität und andererseits meinen Wunschvorstellungen im Marketing entsprachen. Es dämmerte mir, dass Holacracy doch mehr sein könnte als ein einfacher Marketing-Gag. Auf einmal hatte ich nicht nur die Möglichkeit in meinem eigenen Bereich Entscheidungen zu treffen, sondern auch an der Unternehmensgestaltung selbst ganz direkt mitzuwirken. Meine Wahl zum „Secretary“ meines Kreises (einer fest definierten Rolle im Holacracy-System, die auf Zeit gewählt wird) brachte mich dazu, mich noch intensiver mit unserer neuen Organisationsform auseinanderzusetzen. Viele liebe Kollegen, die schon die Einführung von Holacracy begleiteten halfen mir dabei und erklärten mir immer wieder Eigenheiten des Systems. Daraus hat sich inzwischen ein Prozess entwickelt, um neue Mitarbeiter schneller in das Holacracy-System zu integrieren.
Endlich angekommen
Mittlerweile bin ich bekennender Holacracy-Fan, denn unsere Organisation lebt und alle arbeiten stetig an ihrer Verbesserung. Wir sind kreativ und mutig genug, um unsere Ideen auszuprobieren und es macht mir Spaß meine Arbeitsumgebung selbst mitzugestalten. Das mag nicht auf jeden gleichermaßen zutreffen, doch für mich macht es meinen Arbeitsplatz zu etwas ganz Besonderem.
Wenn ihr mehr über Holacracy erfahren wollt beantworten wir gerne alle eure Fragen oder besucht auf der ONTEC-Webseite https://www.ontec.at/holacracy.