ONTEC Are you ready Uhr

Kapazitätsbuchung im Einzelwagenverkehr der Bahn

Eine Person, die vor einem großen Kontroll-Bildschirm sitzt und Gütertransporte organisiert im Comic-Stil

Inhaltsverzeichnis

Nachhaltigkeit und umweltbewusstes Handeln liegen im Trend unserer Zeit. Die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene ist eine Maßnahme, die dabei eine entscheidende Rolle spielt. Der Schienenverkehr hat im Vergleich zum LKW-Verkehr mehrere klare Vorteile: Er benötigt weniger Energie pro transportierter Tonne, verursacht geringere Treibhausgasemissionen, verfrachtet größere Transportvolumen und bietet höhere Transportsicherheit. Allein zwischen 2020 und 2023 stieg der Anteil des Schienengüterverkehrs am Gesamtgüterverkehr von 28% auf 31%, bis 2040 soll dieser Wert auf 40% erhöht werden. Diese Verlagerung ist notwendig, um ökologische, aber auch ökonomische Vorteile des Schienenverkehrs voll auszuschöpfen. Bahnbetreiber stehen jedoch auch vor großen Herausforderungen. Hohe Transportkosten und geringere Flexibilität im Vergleich zum straßengebundenen Verkehr müssen durch effiziente IT-Systeme und gut durchdachte Logistikstrategien ausgeglichen werden. Dem kommt im Einzelwagenverkehr (EWV) besondere Bedeutung zu, da er die Möglichkeit bietet, verschiedene Transporte in einem mehrstufigen Netzwerk zu bündeln und so die Flexibilität des Schienenverkehrs zu erhöhen. Das bedeutet auch, dass höhere Transportvolumen das System kosteneffizienter und stabiler machen. Ein zentraler Aspekt dabei sind Kapazitätsbuchungssysteme, die es ermöglichen, Transporte planbar und effizient über ein weitverzweigtes Netz von Knotenpunkten zu organisieren und auf die wir im Folgenden speziell eingehen werden.

Die Unverzichtbarkeit des Einzelwagenverkehrs

Schon heute rechnen sich Ganzzüge, insbesondere bei weiten Transportwegen, im Vergleich zum straßengebundenen Güterverkehr wirtschaftlich. Um die Transportbedürfnisse der Wirtschaft umweltfreundlich und trotzdem effizient zu erfüllen, ist der Einzelwagenverkehr jedoch unverzichtbar. Er bietet die notwendige Flexibilität, um auch kleinere Sendungen über weite Strecken und zahlreiche Knotenpunkte hinweg zu transportieren. Der EWV bringt jedoch auch einen festen Sockel an Kosten mit sich. Die Aufrechterhaltung der Produktionskapazität in der Fläche, wie beispielsweise der Betrieb von Rangierbahnhöfen und die Instandhaltung der Infrastruktur, sind kostspielig. Der Erfolg des hängt daher stark vom gesamten Transportvolumen im System ab. Ein wachsendes Transportvolumen kann hier sogar eine Erfolgsspirale in Gang setzen: Je mehr Wagenfahrten im Netzwerk eingebunden sind, desto robuster und flexibler wird das zugrunde liegende Transportnetz, was wiederum mehr Transporteure anzieht. Ein hochfrequenter Einzelwagenverkehr bietet zudem Wettbewerbsvorteile für heimische Unternehmen, da sie ihre Transportbedürfnisse dadurch kostengünstig und umweltschonend abwickeln können.

Um im Einzelwagenverkehr die für viele Unternehmen essenzielle Planbarkeit zu gewährleisten – also eine verlässliche Ankunftszeit (ETA) zu geben, den Warenfluss optimal zu steuern und Engpässe zu vermeiden – ist ein effizientes Kapazitätsbuchungssystem ein wesentlicher Faktor. Die technische Umsetzung solcher Systeme ist immens komplex, da sie in eine bestehende Prozess- und Systemlandschaft eingebettet werden müssen und in der Kalkulation der Transportwege eine Vielzahl von Einflussfaktoren zu berücksichtigen sind. Dazu gehören auch nicht gesichert vorhersagbare Faktoren wie die zeitgerechte Wagenbereitstellung der Kunden und spezifische Verschubabläufe auf Umstellbahnhöfen. Das gilt insbesondere für die Produktion innerhalb Österreichs, das aufgrund seiner geografischen Lage mit einer Vielzahl von eintretenden Sendungen von anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen konfrontiert ist. Abweichungen vom Plan können kaskadierende Auswirkungen auf andere Buchungen haben, daher müssen die Ist-Bewegungen der Wagen ständig verfolgt und Transportabweichungen in Echtzeit in die aktuellen Zug-Kapazitätspläne eingearbeitet werden. Diese Komplexität erfordert die Implementierung leistungsfähiger Algorithmen, aber auch die realitätsgetreue Vorausberechnung der tatsächlichen Produktionsabläufe. Eine enge, vertrauensbasierte Zusammenarbeit zwischen IT-Dienstleister und Bahnunternehmen ist eine Grundvoraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung solcher Projekte.

Der XCB Broker als Beispiel für internationale Vernetzung und Zusammenarbeit

Um Effizienz, Kundenfreundlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit zu steigern haben sich sieben führende europäische Güterverkehrsunternehmen zur Allianz Xrail zusammengeschlossen und sich zur Aufgabe gemacht, den europäischen Einzelwagenverkehr zu optimieren. In Österreich wird Xrail durch die Rail Cargo Austria AG vertreten. Ein wichtiges Element dieser Initiative ist der Xrail Capacity Booking Broker (XCB), der als zentrales Broker-System die verschiedenen Kapazitätsbuchungssysteme der großen europäischen Güterbahnen miteinander vernetzt.

In der Notwendigkeit, einheitliche Schnittstellen zu den heterogenen Systemen der einzelnen Bahnunternehmen herzustellen, lag eine der größten Herausforderungen bei der Entwicklung des XCB-Brokers. Um für die Zukunft gerüstet zu sein und die Applikation schnell erweitern oder anpassen zu können, wurde zudem auf Modularität und Skalierbarkeit gesetzt. Natürlich sind auch die IT- und Datensicherheit von zentraler Bedeutung.

Zur Bewältigung dieser Herausforderungen, wurde der XCB-Broker als zentrales Buchungssystem in Form eines Message-Brokers entwickelt und integriert so die heterogenen Buchungssysteme der Allianzmitglieder. Er ermöglicht eine nahtlose Suche nach Kapazitätsauslastung und die Durchführung von übergreifenden Buchungen bei mehreren Eisenbahnunternehmen. Zu den wichtigsten Funktionen des XCB-Brokers gehören:

 

  • Kapazitätssuche und Buchung: Kunden können Kapazitäten im Einzelwagenverkehr suchen und buchen, unabhängig vom beteiligten Eisenbahnunternehmen.
  • ETA-Berechnung und Track & Trace: Der XCB-Broker ermittelt die geschätzte Ankunftszeit (ETA) und ermöglicht die Verfolgung der gebuchten Wagen während des Transports.
  • Kommunikation und Prozessintegration: Die einzelnen Module des Systems kommunizieren über Messaging-Technologie und Web-Services. Die Business-Logik (z.B. Verfügbarkeitssuche, Buchung, Check-In, Modifikation, ETA/ETI-Abweichungen) wird in einer auf BPMN2 basierten Prozess-Engine implementiert.
  • Erweiterbarkeit: Neue Bahnunternehmen können jederzeit an den XCB-Broker angebunden und das Angebot so kontinuierlich erweitert werden.

Neben der eigentlichen Entwicklung und kontinuierlichen Weiterentwicklung der Lösung setzt sich die Zusammenarbeit von Xrail und ONTEC auch beim Applikationsbetrieb fort. Durch 24×7-Betrieb mit georedundantem Disaster-Recovery wird die Verfügbarkeit des XCB-Brokers zu jeder Zeit gewährleistet. Um den Sicherheitsanforderungen Rechnung zu tragen, werden regelmäßige Penetrationstests durchgeführt. Das Betriebs-Team ist außerdem nach der Norm ISO 27001 zertifiziert.

Mit dem Xrail Capacity Booking Broker erhalten Kunden innerhalb der Xrail-Allianz eine durchgängige Transportkette bis zum Sendungsziel. Der XCB-Broker schafft die notwendige Verlässlichkeit und Planbarkeit, um den Einzelwagenverkehr effizienter und kundenfreundlicher zu gestalten. Xrail trägt damit wesentlich dazu bei, den Schienengüterverkehr in Europa zu stärken und ihn als nachhaltige Alternative zum Straßengüterverkehr weiter auszubauen.

Fazit

Die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene ist entscheidend für mehr Nachhaltigkeit. Dafür müssen Anreize geschaffen und der Schienengüterverkehr auch in Bezug auf Kosten und Flexibilität attraktiver werden. Um das zu erreichen, ist der Einzelwagenverkehr unverzichtbar. Damit dieser tatsächlich den Gütertransport effizienter über ein weit verzweigtes Netz organisieren kann, sind durchdachte Kapazitätsbuchungssysteme und ein gutes Abweichungsmanagement notwendig. Mit deren Hilfe kann den Transportkunden verlässlich Auskunft über Position, ETA und andere Daten ihrer Sendung gegeben und eine effiziente Logistik aufgebaut werden. Als wegweisendes Beispiel dafür dient der Xrail Capacity Booking Broker, der die Kapazitätsbuchungssysteme verschiedener Güterbahnen miteinander verknüpft und so das europäische Schienentransportnetz für die Kunden erheblich zugänglicher macht. Das trägt zum steigenden Anteil des Schienengüterverkehrs am gesamten Transportvolumen und zum Ausbau der Nachhaltigkeit am Transportmarkt bei.

Diesen Beitrag teilen

LinkedIn
Reddit
Telegram
WhatsApp
Email
Print
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner